Das Bindegewebe wurde jahrzehntelang als weitgehend funktionsloser Füllstoff abgetan, der keine weiteren Aufgaben hat, als die Strukturen des Körpers in Form und an ihrem Platz zu halten sowie den Zwischenraum auszukleiden. Deswegen sieht man auf anatomische Zeichnungen meist so gut wie nichts vom Bindegewebe. Muskeln und Organe sind so dargestellt, als gäbe es um sie herum nichts. Das Bindegewebe spielte in der Medizin also nur eine untergeordnete Rolle, doch in den letzten Jahren kristallisierte es sich immer mehr heraus, dass die Faszien vielerlei Aufgaben haben. Inzwischen werden Faszien und ihre Behandlung mehr erforscht, und wie es sich zeigt, sind sie eines der wichtigsten Körpergewebe, wenn es um Gesundheit und Schmerzfreiheit geht.
Das Bindegewebe (Faszien) hat viele Funktionen
Die Faszien bilden also ein feines Geflecht aus
Fasern, die hauptsächlich aus Kollagen und Elastin bestehen und mit ihren
kleinen Gummiseilen wie eine feinmaschige Strumpfhose die entsprechende
Körperstruktur umhüllen und schützen. Sie schützen und formen den Körper und
verbinden als Netzwerk sämtliche Körperstrukturen - sogar sämtliche Zellen -
miteinander. Das Bindegewebe ist als eigenständiges Organ mit zahlreichen
Nervenendigungen, mit Schmerzrezeptoren und Bewegungssensoren versehen. Darüber
schicken die Faszien Informationen über Bewegungen und Organfunktionen ans
Gehirn. Sind diese Informationen bedrohlich für die Gelenke oder die
Wirbelsäule, projeziert das Gehirn Alarmschmerzen, die uns davon abhalten,
schädigende Bewegungen auszuführen. Faszien können sich selbständig
zusammenziehen, und nicht zuletzt übernehmen sie die Kraftübertragung von
Muskel zu Muskel, sorgen also dafür, dass die Muskeln miteinander kooperieren
und reibungslos funktionieren.
Die Faszien sind wie ein dichtes, dreidimensionales Spinnennetz aus unzähligen
Fädchen gewoben. Spezialisierte Zellen bauen wie Spinnen ununterbrochen an
diesem Netz. Sie ziehen neue Fäden, verbinden Fäden und bauen alte Fäden ab.
All diese Baummassnahmen werden vor allem durch eins ausgelöst: durch die Art
und Weise, wie wir uns bewegen - oder nicht bewegen.
Bewegung ist das A und O
Gehen
wir davon aus, dass unser Körper sich so, wie er genetisch festgelegt ist, bei
Nutzung aller »eingebauten« Bewegungswinkel, zu 100 Prozent bewegen kann. Was
denken Sie, wie viel davon wir heute durchschnittlich nutzen? Die Zahlen bewegen sich zwischen 10
und 30 Prozent. Obwohl 15 bis 20 Prozent wohl realistischer ist. Sicher
ist: Den größten Teil der Möglichkeiten, uns zu bewegen, nutzen wir nicht.
Alles muss im Fluss sein
Alles
in uns ist vernetzt, alles in uns fließt und bewegt sich. Blut und Lymphe sind
die Transportflüssigkeiten, die Nährstoffe dorthin befördern, wo sie benötigt
werden, bzw. Abfallstoffe abtransportieren.
Bei längerem Sitzen oder Liegen werden die feinsten Verästelungen der Gefäße, die Kapillaren, nur minimal durchblutet. Aber in ihnen findet der Austausch von Sauerstoff, Nährstoffen und Stoffwechselendprodukten zwischen dem Blutkreislauf und den Geweben statt. Die Nährstoffe gelangen aus dem Blut in die Zwischenzellflüssigkeit - in die Flüssigkeit zwischen den Zellen des Bindegewebes - und werden zu den Organgeweben transportiert. Umgekehrt werden Abfallstoffe (Zellausscheidungen) aus den Geweben über die Zwischenzellflüssigkeit wieder in den Blutkreislauf aufgenommen und abtransportiert. In relativ unbewegten Körperbereichen funktioniert dieser Austausch nicht richtig, die Nährstoffe und Abfallstoffe bleiben in der Zwischenzellflüssigkeit hängen und sammeln sich dort an. Bewegen wir uns zu wenig, bauen wir sehr schnell auf allen Funktionsebenen ab. Doch sobald wir wieder in Bewegung kommen, pumpen die Muskeln das Blut durch die Adern, auch der Lymphfluss wird wieder angeregt, die Zellen werden wieder mit Nährstoffen versorgt, die Abfallstoffe werden wieder weggeschafft.
Bewegung ist für uns Menschen also immens wichtig. Und zwar genügend Bewegung - das ist deutlich mehr, als es im heutigen Alltag üblich ist.
Zu
wenig und einseitige Bewegung — Ursache für Schmerzen
Viele Bewegungen, für die unser Körper konstruiert ist,
finden zu selten oder zu einseitig statt. Wir müssen nicht mehr nach hinten
greifen, um einen Ordner aus dem Regal zu nehmen, weil wir uns auf dem
Drehstuhl sitzend herumdrehen. Wir strecken uns nicht weit nach oben und
hangeln nicht an Äste, weil wir nicht auf Bäume klettern. Wir erklimmen keinen
Hang, weil wir mit dem Aufzug in den dritten Stock kommen. Wir laufen nicht zig
Kilometer am Tag, weil wir die Entfernungen mit dem Auto zurücklegen und in
Flughäfen und Bahnhöfen nach stundenlangem Sitzen
Rolltreppen und Laufbänder benutzen, auf denen wir dann stehen, statt zu gehen.
Doch jede Bewegung ist wichtig, damit die inneren
Körperflüssigkeiten im Fluss bleiben, und sie wirkt sich auch auf Knochen,
Gelenke, Muskeln und Bindegewebe — Faszien, Sehnen, Bänder und Kapseln — aus.
Liegt es da nicht nahe, dass diese Strukturen massiv unter der einseitigen oder
fehlenden Bewegung leiden? Ist es möglicherweise kein Zufall, dass so gut wie
alle der heute vorkommenden Schmerzen oder Schädigungen exakt diese Strukturen
oder deren nähere Umgebung betreffen?
Lagern sich zum Beispiel Giftstoffe und unverarbeitete
Stoffwechselprodukte zwischen den unzähligen Bindegewebsfädchen ab, verfilzen
und verdicken die Fasern mit der Zeit. Dann ist immer weniger Platz für die
Zwischenzellflüssigkeit, die zum einen für den Abtransport der
Stoffwechselprodukte gebraucht wird, zum
anderen die notwendigen Nährstoffe zu
unseren Zellen bringt.
Flexibilität von Faszien und Muskeln
Auch mangelnde Bewegung und einseitige
Bewegungsmuster führen dazu, dass die Fasern des Bindegewebes mit der Zeit
unflexibel werden. Nur wenn die Faszien regelmäßig gestreckt werden, also
möglichst einmal täglich in ihre maximale Länge gezogen werden bleiben sie
locker und flexibel. Ansonsten versteifen die kollagenen Fasern, sie werden
kürzer, verfilzen und verdicken und Umschließen die entsprechende Struktur
(Muskeln, Nerven, Bänder, Kapseln) so, dass sie sich nicht mehr ausdehnen und
bewegen kann. Das unflexible Bindegewebe beeinträchtigt Muskeln und Gelenke.
Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit und Verschleiss von Gelenken und sind
die Folge.
Unsere Faszien sind also das exakte Abbild der Art, wie wir unseren Körper bewegen und belasten. Unsere Muskeln, aber auch die Haut, ja sogar die Lunge sind nur so flexibel oder dehnbar, wie wir es ihnen 24 Stunden am Tag beibringen. Und umgekehrt hat ein unflexibles, verhärtetes Bindegewebe zur Folge, dass wir unbeweglich werden, da der Bewegungsspielraum unserer Muskeln und Gelenke eingeschränkt ist und Bewegungen oft schmerzhaft sind.
Bewegung
ist der Schlüssel
Massagen und andere mechanische Hilfen wie auch die
Faszien-Rollmassage können Bewegung in gestaute
Ablagerungen bringen. Sie sind aber keine dauerhafte Lösung. Nachhaltige
Beweglichkeit und Schmerzfreiheit wird nur erreicht, wenn der Fluss im Bindegewebe
immer wieder angeregt wird, wenn die Faszien elastisch bleiben. Dies gelingt durch
gezielte körperliche Übungen wie zum Beispiel Pilates, aber auch durch allgemeine Bewegung. Deswegen können
wir nur gesund sein, wenn wir uns regelmässig - am besten täglich - so vollständig wie möglich in alle Winkel hinein bewegen.
Schmerzen
Natürlich
wissen Sie als Betroffener, was Schmerzen sind, wie sie peinigen, wie sehr sie
sich auf Ihre Lebensqualität auswirken. Mit diesen Erfahrungen sind Sie ganz
und gar nicht alleine. Von den rund 100 Millionen Menschen im deutschsprachigen
Raum leiden etwa 20 Prozent unter chronischen Schmerzen, das sind rund 20
Millionen Menschen.
Rückenschmerzen, Kopf- und Nackenschmerzen, Migräne, Hüft-,
Schulter- und Knieschmerzen, Ellbogen-, Handgelenk- und Fingerschmerzen,
Fußgelenk-, Fuß- und Zehenschmerzen — Schmerzen können an jeder Stelle des
Körpers auftreten. Besonders häufig sind Rückenschmerzen. Die Kosten, die
allein in Deutsch-land durch Rückenschmerzen und damit oft einhergehende
Schädigungen wie Wirbelgelenksarthrose, Bandscheibenschädigungen,
Spinalkanalstenosen sowie Entzündungen verursacht werden, schätzt man auf 50
Milliarden Euro jährlich. Schmerzen sorgen also nicht nur für großes
persönliches Leid, sie sind auch eine massive finanzielle Belastung für unsere
Krankenversicherungen und die Betroffenen. Eine möglichst effiziente Behandlung
ist daher von großem Inter-esse für die Volkswirtschaft.
Hyaluronsäure
Das Wasser ist als Medium für den Zellstoffwechsel entscheidend. Verschiedene Techniken, mit denen man Faszien behandelt, zielen daher genau auf den Wassergehalt und auf den Austausch von Flüssigkeit ab. Mitverantwortlich für den Wassergehalt ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Matrix: die Hyaluronsäure, chemisch gesehen, ein Zuckermolekül. Hyaluronsäure wird, wie die Fasern, von den Bindegewebszellen produziert. Sie ist zäh trotz guter Fliesseigenschaften und bildet deshalb die Gelenkschmiere wie Knie, Schulter oder Hüfte. Weil Hyaluronsäure hervorragend Wasser speichern kann, spielt sie auch eine wichtige Rolle für den Flüssigkeitsanteil in den lockeren Typen des Bindegewebes. Viel von diesem Stoff findet sich auch besonders in den Bandscheiben. Und in der Haut sammelt die Hyaluronsäure zwischen den Kollagen- und Elastinfasern ebenfalls viel Wasser an und schafft so etwa im Gesicht einen prallen, faltenfreien Teint. Der Stoff erfreut sich deshalb bei der Kosmetikindustrie grosser Beliebtheit: Hyaluronsäure wird in Cremes und Präparaten verarbeitet, und Schönheitschirurgen spritzen damit die Lippen von Starlets auf. (Hyaluronsäure in Tablettenform kann über mich bestellt werden).
So wichtig sind Faszien
Faszien-Rollmassage
Die Faszien-Rollmassage hilft Ihnen, Verantwortung für
Ihre Schmerzfreiheit zu übernehmen. Die Muskel- und Faszienspannungen werden
behandelt, die Fehlprogrammierungen werden entfernt und die Schmerzen
verschwinden.
ACHTUNG: Die unteren beiden Videos sind nichts für schwache Nerven... ;)